SynAlm

SynAlm

ein wissenschaftliches Projekt zur Erforschung der Syntax des Alemannischen.




Herzlich Willkommen bei SynAlm!

SynAlm erforscht mithilfe moderner linguistischer Methoden die feinkörnigen Unterschiede in der Grammatik des Alemannischen. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden der wissenschaftlichen Öffentlichkeit mithilfe einer intuitiv und leicht zugänglichen Datenbank zugänglich gemacht.

Eine Auswahl an Ergebnissen in Form von Karten werden über den Deutschen Sprachatlas in Marburg publiziert. (weitere Informationen in Kürze)

Eine Auswahl der Ergebnisse, ihre linguistische Interpretation und ihre Bedeutung für die Dialektsyntax werden in einem Kompendium zusammengefasst. (im Aufbau)

SynAlm arbeitet informell mit einer Reihe anderer Dialektsyntaxprojekte im gesamten europäischen Raum zusammen.

Das gemeinsame Ziel dieser Projekte ist, mithilfe detaillierter Erhebungen über die Syntax der Dialekte und gesprochener Sprache mehr über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Grammatik natürlicher Sprachen zu erfahren.

Auf dieser Seite bekommen Sie Informationen zu folgenden Themen:

Methoden

Erhebung der Daten

Wir arbeiten größtenteils mit der sogenannten 'indirekten' Methode, d.h. wir erstellen einen Fragebogen, der dann an unsere Sprecher zum Ausfüllen verschickt wird. Die Antworten werden nach der Eingabe in eine Datenbank sowohl numerisch als auch kartographisch ausgewertet.

Neben Übersetzungsaufgaben spielen Bewertungsaufgaben eine wichtige Rolle.

Im Bereich der syntaktischen Forschung ist es besonders wichtig, verschiedene Datenerhebungsmethoden anzuwenden. Denn in diesem Bereich reicht es nämlich nicht aus, einige 'Sprachproben' zu entnehmen und diese dann zu analysieren. Wir müssen schon im Voraus Sätze und Konstruktionen systematisch variieren, so dass wir genau kontrollieren können, welche Eigenschaften abgeprüft werden. Doch es kommt häufig genug vor, dass wir doch nicht alle theoretischen Möglichkeiten durchdacht haben. Oft geben uns auch die Sprecher Hinweise, auf noch weitere Möglichkeiten. Aus diesem Grund verschicken wir die Bögen in mehreren gestaffelten Runden, um so in einem darauffolgenden Bogen noch mal genauer nachfragen zu können.

Die von uns konstruierten Beispiele bieten wir dann den Sprechern an und diese sollen sie ganz nach ihrem Sprachgefühl bewerten; also ob die entsprechende Variante in ihrem Dialekt vorkommt bzw. für sie als 'guter Dialekt' gilt.

Hier ein Beispiel dazu aus der 1. Fragebogenrunde:

Fragebogen 1

Bei anderen Konstruktionen lassen wir die Informanten die jeweilige Variante auf einer Skala von 1-5 bewerten. Hieraus werden dann Mittelwerte (bzw. der Median) errechnet. Daraus lässt sich dann erkennen, bis zu welcher Schwelle gewisse Konstruktionen noch als akzeptabel gelten. Für sprachliche - vor allem syntaktische - Daten gibt es nämlich in den Dialekten häufig kein klares 'schwarz' oder 'weiß' sondern eher Graustufen. Aber auch diese sind für uns wertvoll. Denn in vielen Bereichen der Grammatik natürlicher Sprachen scheint eine gewisse Flexibilität eher die Regel zu sein als die Ausnahme. In den standardisierten und verschriftlichten Sprachen wie Standarddeutsch ist das oft nicht mehr feststellbar - gerade durch ihr festgelegtes Regelwerk. Als Sprachwissenschaftler sind wir aber viel mehr an der tatsächlichen, natürlichen Sprache interessiert - als an einem von Sprachlehrern ausgedachten Regelwerk.

Hier ein Beispiel dazu ebenfalls aus Runde 1, bei der die Details der Possessivkonstruktion "em Peter sii Auto" untersucht wurden:

Fragebogen 1

Negative Daten

Vom Satz 8e.7 im obigen Beispiel wissen wir eigentlich schon, dass es höchstunwahrscheinlich ist, dass er von den Sprechern als "ein guter alemannischer Satz" bewertet wird. Aber er ist im Prinzip möglich und wir wissen, dass es solche Konstruktionen in anderen Dialekten durchaus gibt. Doch gerade die Information 'der Satz geht im Alemannischen gar nicht' ist für uns sehr wertvoll. Denn dadurch erhalten wir 'negative Daten', d.h. wir können genau sagen, was möglich ist und erst durch den Kontrast mit den Sätzen, die nicht möglich sind kann eine präzise Grammatik geschrieben werden als dies mit mehr oder weniger zufällig gesammelten gesprochenen Sprachdaten möglich ist.

Abgleich mit anderen Dialekten

Viele der Varianten vom ersten Beispiel oben wurden schon im Projekt SADS zur schweizerdeutschen Syntax erfragt. Wir wollen nun wissen, wie die einzelnen Varianten in den anderen alemannischen (und teilweise fränkischen) Dialekten bewertet wird, um zu sehen, ob es hier systematische Unterschiede gibt.

Der Satz vom ersten Beispiel oben, 1.7., stammt von unseren niederländischen Kooperationspartnern, vom Projekt SAND. Im Niederländischen gibt es Dialekte, die diese Art der Komparation mit dem Element of realisieren. Of entspricht unserem ob oder auch oder. Auch wenn wir selbst es noch nie im Alemannischen gehört haben, haben wir es als eine Möglichkeit angeboten - vielleicht gibt es ja doch einige 'Ecken', in denen es verwendet wird? Da Niederländisch und Alemannisch - sprachgeschichtlich gesehen - doch relativ eng miteinander verwandt sind, wäre dies durchaus möglich. Die Ergebnisse aus unserer Befragung zeigen jedoch, dass of im Niederländischen wohl doch andere Bedeutungskomponenten angenommen hat als im Alemannischen - denn keiner unserer Informanten hat diesen Satz als möglich in seinem Dialekt angekreuzt. Mit dieser Art von Information können wir dann zumindest Teilbereich einer komparativen Grammatik der verschiedenen germansichen Dialekte erstellen. Das ist langfristig das Ziel unserer Arbeit. Auf der anderen Seite wurden Beispiele wie:

…die isch etz scho grösser denn i.

in manchen Teilen durchaus akzeptiert. Dieses denn ist dasselbe Element wie das Englische than in einem Satz wie:

…she is larger than me

Vorteile der indirekten Methode

Die Methode wurde schon in vielen Dialektsyntaxprojekten erprobt, beispielweise von SAND (Niederlande) und SADS (Schweiz). Auch das zur Zeit laufende Projekt SyHD (Syntax der hessischen Dialekte) arbeitet  mit dieser Methode und die Erfahrungen sind durchweg positiv.

Die Vorteile sind, dass man relativ kostengünstig ein sehr großes Gebiet abdecken kann (was gerade bei SynAlm enorm wichtig ist, s. Untersuchungsgebiet) und andererseits die Vergleichbarkeit der Daten auf jeden Fall gegeben ist. Alle unsere Sprecher erhalten denselben Bogen (lediglich in der Verschriftlichung den jeweiligen regionalen Varianten angepasst) und somit können wir auf einen Blick feststellen, inwieweit sich die Syntax von Region zu Region bzw. In unserem Fall auch  von Nationalgrenze zu Nationalgrenze unterscheidet.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Informanten genügend Zeit haben, um über ihre Antworten nachzudenken, eventuell wieder etwas umzuändern oder auch in Ruhe ihre eigene Variante dazuschreiben können. Bei direkten Befragungen mit Aufnahmegeräten fühlen sich die Informanten häufig unter Druck gesetzt und antworten nicht so frei und ungezwungen.

Nachteile der indirekten Methode

Durch die Verschriftlichung gehen ganz klar wichtige sprachliche Eigenschaften verloren - vor allem auf dem Gebiet der Aussprache (Phonetik und Phonologie). Auch können in Gesprächen und Interviews Konstruktionen spontan auftreten, an die wir bisher gar nicht gedacht haben. Auch solche Kleinigkeiten wie das eingefügte -n- in einigen der Beispiele von oben, sind bei der indirekten schriftlichen Methode manchmal schwierig zu erfragen.

Da unser Hauptaugenmerk jedoch auf der Syntax liegt, nehmen wir im Moment diesen Nachteil in Kauf um trotzdem

  • dieses große Gebiet abdecken zu können
  • die Vergleichbarkeit der Ergebnisse garantieren zu können
  • systematisch negative Daten erhalten zu können.

Direkte Erhebungen vor Ort sollen in einer weiteren Phase des Projekts erfolgen.

Syntax

Was ist Syntax?

Unter der Syntax einer Sprache versteht man das Regelsystem, das aus einzelnen Wörtern größere Einheiten (z.B. Sätze) bildet. In der traditionellen Dialektologie wurde die systematische Erfassung der Syntax häufig vernachlässigt, da man oft davon ausging, dass sich die Syntax der Dialekte nicht wesentlich von der der Standardsprache unterscheidet – und wenn, dann nur in dem Sinne, dass sie 'primitiver' und nicht so weit entwickelt sei. Das ist jedoch ein Trugschluss.

Warum die Syntax eines Dialekts?

Die moderne Syntaxforschung hat sich sehr lange lediglich...

Sprache und Dialekt

Alemannisch ist nach wie vor ein sehr lebendiger Dialekt und wird heute (auch von jüngeren Sprechern) in weiten Landesteilen aktiv benutzt. Das ist nicht selbstverständlich, denn in Deutschland hat der Dialekt immer noch ein schlechtes Ansehen - ganz im Gegensatz zur Schweiz zum Beispiel, wo die Kinder ganz automatisch zunächst ihren Dialekt lernen und erst in der Schule Standarddeutsch als Schriftsprache lernen.

Dabei muss ein Dialekt als "Erstsprache" gar kein Problem sein. Ganz im Gegenteil: wenn den Kindern sehr früh bewusst wird, dass es unterschiedliche Arten von 'Deutsch' gibt, dann fällt es ihnen auch nicht so schwer, im späteren Fremdsprachenunterricht mit unterschiedlichen Grammatiken und Sprachsytemen umzugehen. Wichtig ist nur, dass - auch von Seiten der Lehrer - erkannt wird, dass es sich beim Dialekt eben nicht um "schlechtes" oder "nicht-perfektes" Deutsch handelt, sondern schlicht um eine jeweils andere Variante des Deutschen.

Damit diese Varianten nicht verlorengehen, dass das Wissen um die Vielfalt der Dialekte erhalten bleibt und - nicht zuletzt - dass sie auch als Forschungsgegenstand weiterhin zur Verfügung stehen, wollen wir in Zukunft weiter an der Erforschung der Dialekte arbeiten.

Pressespiegel

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E-Mail: alexandra.rehn@uni-konstanz.de

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